BILDUNG – Gemeinsames Projekt fördert Sprachkompetenzen – Immer mehr Kinder mit Schwierigkeiten
WILHELMSHAVEN (Kea Ulfers) – Farben erkennen, Obst und Gemüse zuordnen und bis zehn zählen können – eigentlich grundlegende Voraussetzungen für den Schulstart. Doch Sprachdefizite bei Vorschulkindern werden zunehmend zum Problem.
Der Verein Chancen für Kinder im Alltag (ChaKA) begegnet dieser Herausforderung mit einem gezielten Projekt zur Schulvorbereitung in Kindertagesstätten. Gemeinsam mit dem Lerninstitut Geistesblitz werden Kinder in vier Einrichtungen bis zu den Sommerferien gefördert.
Vier Kindertagesstätten an Projekt beteiligt
Sowohl der Verein ChaKA als auch Suzi Tafla-Taki und Khaled Dbouk vom Lerninstitut Geistesblitz, mit dem eine langjährige Partnerschaft besteht, beobachten mit Sorge, dass immer mehr Vorschulkinder Schwierigkeiten haben, die Voraussetzungen für die Grundschule zu erfüllen. „Anfang März haben wir dann alle zusammengesessen und das Projekt angeschoben“, berichtet Christa Marxfeld-Paluszak, Vorsitzende von ChaKA.
Wöchentlich besuchen Esther Bläsing und Sameria Bodom, die beiden Dozentinnen von Geistesblitz, die vier am Projekt beteiligten Kindertagesstätten: den Christus-Kindergarten, die Kitas Bant I und II sowie die Kita „Ahoi“. Die Kitaleitungen hatten zuvor Kinder mit erhöhtem Förderbedarf ausgewählt. In Gruppen von zehn bis 18 Kindern pro Einrichtung vermitteln Bläsing und Bodom spielerisch und aktiv die Grundlagen – jeweils in zwei 45-minütigen Blöcken.
Spielerische Sprachförderung
„‚Dem‘ ist für viele ein Problem“, erklärt Bodom. Dabei handele es sich keineswegs nur um Kinder mit Migrationshintergrund, betonen beide.
Vor Esther Bläsing und Sameria Bodom steht ein Einkaufskorb, gefüllt mit Obst und Gemüse aus Plastik – ein zentrales Element ihrer Förderung. Über 50 Prozent der Kinder hätten Schwierigkeiten, die Gegenstände zu benennen. Besonders deutlich sei der Förderbedarf in der Kita „Ahoi“. Dort müsse man bei den Grundlagen anfangen, so Bläsing und hält eine Miniatur-Flasche Speiseöl hoch – deren Verwendung für viele unklar ist. Anders beim Ketchup: „Da sind sich alle einig“, bemerkt sie schmunzelnd.
Auch die korrekte Anwendung von Artikeln, Präpositionen und Deklinationen bereitet vielen Kindern Schwierigkeiten. „Besonders ‚den‘ oder ‚dem‘“, so Bodom. Jasmin Broz beobachtet zudem einen begrenzten Wortschatz und den vermehrten Gebrauch englischer Begriffe: „Da heißt es dann Strawberry statt Erdbeere.“
Große Motivation bei den Kindern
Auch die anderen Kitaleitungen zeigen sich überzeugt: „Es ist eine tolle Ergänzung zu unserer regulären Sprachförderung“, sagt Kathrin Drascha, Leiterin der Kita Bant II. Die Kinder freuten sich auf den Tag und nähmen das Angebot nicht als Pflicht wahr. Dem stimmt Elke Bratzke, stellvertretende Leiterin des Christus-Kindergartens, zu: „Wir wissen diese Art der Förderung sehr zu schätzen – die Motivation bei den Kindern ist groß.“
Freia Bergenthum, Leiterin der Kita Bant I, ergänzt: „Die zusätzliche Förderung hat sich schnell in unseren Alltag integriert. Die Kinder begrüßen die neuen Gesichter immer mit Freude – sie sind eine willkommene Abwechslung.“
Angebot soll fortgeführt werden
Das Projekt läuft noch bis zu den Sommerferien. Alle Beteiligten wünschen sich eine Fortführung. „Wir müssen schauen, in welcher Form ChaKA das ermöglichen kann“, so Marxfeld-Paluszak. Denn der Verein ist auf Spenden angewiesen.
ChaKA setzt sich seit seiner Gründung 2008 für die Verbesserung der Lebensverhältnisse sozial benachteiligter Kinder ein. Mit Projekten wie diesem, Schulranzen-Aktionen oder Bücherkisten für Kitas trägt der Verein zur Verringerung von Kinderarmut bei.
Notiz: Wilhelmshavener Zeitung vom 13. Mai 2025
Bildbeschreibung: Esther Bläser (von links), Jasmin Broz, Christa Marxfeld-Paluszak, Freia Bergenthum, Marianne Janss, Gudrun Lange, Kathrin Draschar, Elke Bratzke, Suzi Tafla-Taki, Sameria Bodom und Khaled Dbouk.
Bild: Björn Lübbe