Schulen: Frank Fuhrmann startet Projekt „Kompetenzförderung für Kinder“ – Finanzierung durch ChaKA
Von Alina Zacher
Wilhelmshaven – „Wer kann mir erzählen, warum ihr hier seid?“, fragt Theaterpädagogin Angela Stein in die 30 Kinderaugen blickend. Die Antworten kommen prompt: „Wir machen Theater!“, „Kein Unterricht!“, „Was mit Bewegung und Reden!“. Recht haben die Fünftklässler der Franziskusschule alle. Denn an vielen weiterführenden Schulen im Stadtgebiet findet zurzeit das Projekt „Kompetenzförderung für Kinder“ statt. 16 fünfte Klassen verschiedener Schulen nehmen teil.
Die Kinder, etwa im Alter von zehn bis elf Jahren, sollen mit Hilfe des Projekts in ihrem Alltag gestärkt werden. Selbst- und Fremdwahrnehmung, emotionales Erleben und Verarbeiten sowie Kommunikationsfähigkeiten werden mit Frank Fuhrmann, Theaterpädagoge der Jungen Landesbühne (Julabü), geübt.
Zweimal drei Stunden verbringen die einzelnen Klassen mit einem Abstand von einer Woche mit Fuhrmann. Dabei sollen sie ihre eigenen Gefühle erkennen und zeigen, die Gefühle anderer respektieren, auf sich selbst achten und sich um andere kümmern. Sie lernen, sich selbst okay zu finden, andere so zu lassen, wie sie sind, an die eigene Kreativität zu glauben und die Bedeutung von Kontakten und Beziehungen zu erkennen.
Übungen aus Theaterpädagogik und Schauspiel
Was nach einem großen Brocken Arbeit klingt, lernen die Kinder spielerisch mit Übungen aus Theaterpädagogik und Schauspiel. Der elfjährigen Johanna ist besonders ein Thema in Erinnerung geblieben: Komplimente. Bei dieser Übung saßen sich jeweils zwei Schüler gegenüber und sagten ihrem Partner abwechselnd, was ihnen subjektiv am anderen gefällt, erklärt Fuhrmann. „Es war toll, Komplimente zu bekommen“, erinnert sich Johanna, „aber irgendwann war es schwierig, welche zu geben, weil alle gesagt waren.“ Dennoch fand sie die Übung gut. Es gehe auch nicht darum, tiefgründige Komplimente zu verteilen. Auch ein Kompliment zum T-Shirt sei in Ordnung. „Es kommt nur darauf an, den Moment zu erleben und später zu reflektieren“, so der Theaterpädagoge. Zu reflektieren, warum es jemandem nicht leicht fällt, Komplimente zu machen, sei ebenfalls wichtig. Ein weiteres Spiel ist der „Jahrmarkt der Fähigkeiten“ – alle laufen herum und erzählen, was sie gut können. Es sei in einer Gruppe wichtig, die Stärken und Schwächen in einer Gruppe zu erkennen. Nur so könne sie sich entwickeln.
Denn das Projekt findet nicht zufällig gerade jetzt statt. Die Fünftklässler sind erst seit wenigen Wochen auf der weiterführenden Schule und müssen als Gruppe noch zusammenwachsen.
Kinder müssen gestärkt werden
Finanziert wird das Projekt vom Verein ChaKA – Chancen für Kinder im Alltag mit 4000 Euro. Christa Marxfeld-Paluszak, Vorsitzende des Vereins, unterstützt das Projekt aufgrund der Aktualität sehr gern. „Kleine Kinder wissen gar nicht, wie arm sie dran sind.“ Damit blickt sie auf die Folgen der Corona-Pandemie, aber auch auf viele zerrüttete Familien. „Viele Familiensituationen sind nicht einfach“, sagt Marianne Janss (2. Vorsitzende). „Es ist wichtig, dass Kinder gestärkt werden und ihre eigenen Grenzen erkennen und abstecken können.“ Besonders mit Blick auf das, was im Internet auf sie zukommt, ergänzt Gundel Lange von ChaKA. „Kinder werden dort Gefahren ausgesetzt. Wenn sie selbstbewusst genug sind, diese zu erkennen, können sie auch Abwehrmechanismen entwickeln.“
Angela Stein, Frank Fuhrmann und ChaKA hoffen, dass das Projekt im kommenden Jahr wieder stattfinden kann, denn die Rückmeldungen der Kinder sind durchweg positiv. Angela Stein ist optimistisch.
Notiz: Wilhelmshavener Zeitung vom 19. September 2024
Bild: Frank Fuhrmann (Julabü Wilhelmshaven) (v.l.), Marianne Janss und Christa Marxfeld-Paluszak (beide ChaKA) freuen sich über die erfolgreiche Umsetzung des Projekts „Kompetenzförderung für Kinder“. [Fotograf: Björn Lübbe]